Das »lange« 19. Jahrhundert ist sowohl eine Zeit der romantischen Verzauberung als auch Beschleunigung, der Nationenbildung sowie der Industrialisierung. Es ist eine Zeit der Verwissenschaftlichung von Geschichte, Kunst und Natur wie der Etablierung einer bürgerlichen Öffentlichkeit. In dieser Zeit ändert sich alles: Themen der Kunst, die Verfahren der Bilderzeugung, die ästhetischen Kategorien und das künstlerische Selbstverständnis. Früher und deutlicher als in anderen Kunstformen wird dieser Wandel am Medium der Zeichnung sichtbar. Sie veranschaulicht kreative Prozesse unmittelbar, reflektiert soziale Wirklichkeit, spielt mit dem Fragment und dem Atmosphärischen. Die Auswahl an etwa 130 Originalwerken aus dem Berliner Kupferstichkabinett offenbart wesentliche Aspekte des Aufbruchs der klassischen Kunsttradition hin zur Moderne. Pinselzeichnungen von C. D. Friedrich, Blechen oder Schnorr von Carolsfeld treffen auf Strichzeichnungen von Overbeck, Olivier, Schinkel und Leibl. Menzels hochvirtuose Gemälde auf Papier kontrastieren mit seinen monochrom verwischten Studienköpfen der späten Jahre unter völliger Auflösung der Linie. Und schließlich zeigen die Weltreisezyklen Hildebrandts oder herausragende Werke van Goghs, Redons sowie Signacs internationale Aspekte der Zeichnung und ihre Entwicklung zur autonomen Kunstform.
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